Ja …. Wann und wie?

 

Diese Frage stellte sich uns immer öfter und war irgendwann nicht mehr aus unseren Köpfen herauszubekommen.

Da mein Mann und ich beide im Schuldienst tätig sind, kam uns zunächst die Idee eines Sabbatjahrs in den Sinn.

Auf ein Sabbatjahr hinzuarbeiten und anzusparen würde in unserer Situation bedeuten, dass Michel als momentaner Alleinverdiener der Familie mindestens drei Jahre arbeiten gehen musste, um dann im vierten Jahr freigestellt werden zu können. Mit Antragstellung und Genehmigung hätte unser Projekt demnach eine fast vierjährige Vorlaufzeit.

Reiseplanung für vier Jahre im Voraus? Das erschien uns sehr, sehr lang. Wer weiß, was bis dahin ist… unser ältester Sohn würde dann bereits die weiterführende Schule besuchen und auch für den Zweitgeborenen stünde der Schulwechsel an.

Inwiefern eine einjährige Schulbefreiung dann überhaupt möglich wäre, war uns zu diesem Zeitpunkt sowieso noch vollkommen unklar.

Außerdem waren die beiden Ältesten dann bereits in einem Alter, in dem Freunde, Hobbies und das soziale Umfeld möglicherweise eine übergeordnete Bedeutung spielen würden, sodass ein Reisejahr mit der Familie auf engstem Raum und mit vielen Entbehrungen vielleicht gar nicht mehr so reizvoll erscheinen würde, wie das in unserer elterlichen Vorstellung und der momentanen Konstellation der Fall ist.

 

Ein Plan B musste demnach her – dieser wollte uns zunächst jedoch nicht einfallen!

 

Während der Schwangerschaft unseres fünften Wunschkindes überraschte mich mein Mann eines Tages mit folgendem Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir die bevorstehende, gemeinsame Elternzeit dafür nutzen würden, unsere Reisepläne zu realisieren? Das würde bedeuten, dass die Umsetzung vager Träume viel schneller möglich wäre, als wir es uns jemals zu träumen erhofft hatten. Das würde aber auch bedeuten, dass wir einen Säugling bzw. ein Baby in unsere Reiseideen mit einbeziehen müssten, was bisher nicht der Fall war.

Reisen mit einem Baby, dessen physischen und psychischen Voraussetzungen uns zum Zeitpunkt der Schwangerschaft noch völlig unbekannt waren – war das denn überhaupt möglich? War das nicht verrückt? Verantwortungslos? Egoistisch oder überstürzt?

Es war auf jeden Fall die Möglichkeit für ein Reiseprojekt im kommenden Jahr und unsere Pläne und Vorstellungen waren noch so variabel, dass sie auf die neue Situation problemlos angepasst werden konnten.

Ohne jahrelangen Vorlauf und damit verbundene, mögliche Sparmaßnahmen war sehr schnell klar, dass wir mit dem Wohnwagen und Zelt verreisen würden. Transatlantikflüge für eine Großfamilie würde unsere Reisekasse nicht hergeben und auch die Suche nach Hotels oder anderen Unterkünften würde sich zu siebt als sehr schwierig erweisen.

Außerdem war sofort klar, dass Kontinente wie Afrika oder Asien mit einem nahezu nicht geimpften und somit ungeschützten Baby nicht zur Debatte standen. Medizinischer Standard und eine sichere Grundversorgung erschien uns – auch aus der Erfahrung mit wilden, tobenden Jungs heraus – für unverzichtbar.

Der Fokus lag demnach schnell auf dem europäischen Kontinent und alle weiteren Planungen wurden auf diese Grundsatzentscheidung angepasst.

 

Unser fünftes Kind sollte im Juli 2017 zur Welt kommen. Gestand man dem Neugeborenen eine kurze Akklimatisierungs– und der ganzen Familie eine Kennenlernphase in vertrauter Umgebung zu, konnte die Reise demnach frühestens im Herbst 2017 beginnen.

Ein Start in die Wintermonate erschien uns allerdings nicht als sehr sinnvoll, wollten wir doch so viel Zeit wie möglich Im Freien verbringen.

Als idealer Reisestart erschien uns daher der Monat März 2018. Bis dahin wäre unser Neugeborenes bereits über ein halbes Jahr auf der Welt und hatte sich hoffentlich zu einem stabilen, gesunden und reiselustigen Baby entwickelt.

Um die warme Jahreszeit so lange wie möglich genießen zu können, setzten wir das Ende der Herbstferien 2018 als definitiven Reisezeitraum fest. Somit blieben uns also sieben ganze Reisemonate, die mit Wünschen, Idee, Vorstellungen und Vorschlägen gefüllt werden wollten.

 

Doch Stopp! Unsere wichtigste Vorbereitung hatten wir bis dahin erfolgreich verdrängt, bereitete sie uns doch anfangs auch das größte Kopfzerbrechen: unsere beiden ältesten Söhne wurden während dieses Zeitraums beide die Grundschule besuchen und waren somit schulpflichtig – und dass das Umgehen dieser Schulpflicht in Deutschland nicht ganz so einfach sei, davon hatten wir zumindest schon einmal gehört!