Groundhopping in Albanien

Auf unserem Weg in den Norden machten wir einen Zwischenstopp in Vlora und erfuhren dank seltenem Wifi, dass Mainz 05 den Klassenerhalt schaffte. Wir bekamen Lust, in Albanien ein Fußballspiel live zu verfolgen und hatten großes Glück, dass KS Vlamurtari Vlora (Ausbildungsverein von Ervin Skela, wie wir erfuhren) an diesem Abend ein Heimspiel hatte - gegen KS Vllaznia Shkodra. 

Die Männer machten sich auf den Weg ins Stadion und konnten so einige Unterschiede zu deutschen Fußballstadien ausmachen.

So vermisste unser Papa zum Beispiel einen Bratwurst-und Bierstand, stattdessen aßen alle Zuschauer massenhaft Sonnenblumenkerne, die in alte Hausaufgabenüberprüfungen eingewickelt waren. Wir wunderten uns auch darüber, dass von den Fans niemand in Trikot und Schal gekleidet kam und dass das Stadion mitten in der Stadt lag, sodass das Spiel auch von den umliegenden Balkons aus mitverfolgt werden konnte. Auch war nur ein kleiner Teil des Stadions, die Haupttribüne, überdacht. Dort saßen auch die Ultras, während auf der Gegengerade zunächst noch wenig los war. Wir wollten auf Höhe der Mittellinie Platz nehmen, wurden von den freundlichen Polizisten darauf aufmerksam gemacht, dass wir lieber in ihrer Nähe bleiben sollten...

Warum, wurde uns dann während des Spiels klar. Obwohl das Spiel sportlich nahezu bedeutungslos war, traten doch zwei Teams aus dem Mittelfeld gegeneinander an, erhitzten sich die Gemüter auf den Rängen schnell. Wir bekamen hautnah mit, wie ein Fan versuchte, über den Zaun zu klettern und das Spielfeld zu stürmen. Er wurde von den Polizisten abgeführt, was ihn aber nicht daran hinderte, sich später wieder heimlich in den Block zu schleichen.

Zum Spielgeschehen: Vor etwa 3000 Zuschauern war die Heimmannschaft in der ersten Halbzeit spielerisch überlegen und verpasste die Führung mehrmals nur knapp. In der zweiten Hälfte dominierten dann die Gäste und gingen schließlich in der 85. Minute in Führung. Viele Fans verließen daraufhin das Stadion und verpassten noch den verdienten Ausgleichstreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit.

Das Spiel war an diesem Abend aber eher Nebensache. Zu aufregend waren die Erlebnisse drumherum.

Ach ja, und gekostet hat das Fußballspektakel für die ganze Familie 200 Leke, das sind umgerechnet 1 Euro und 50 Cent. Am nächsten Tag haben wir die Zusammenfassung des Spiels noch mehrfach auf Fernsehübertragungen in tiranischen Cafés sehen können.