Was hat die Zeit mit uns gemacht?

Dass eine so lange Reise auch Veränderungen mit sich bringt, kann man an uns schon rein optisch erkennen!
24 Stunden rund um die Uhr Familie - voller Vorfreude, aber auch mit einer gehörigen Portion Respekt ging ich in das Abenteuer. Verglichen mit einer Schulklasse sind fünf Kinder noch eine kleine Lerngruppe, aber die Binnendifferenzierung ungleich größer. Es klappte auch in den seltensten Fällen, mal eine 15-minütige Stillarbeitsphase durchzuführen, aber wie formuliert es der Vater von „Lotta aus der Krachmacherstraße“, dem meistgehörten Hörspiel während der langen Autofahrten: „Krach muss sein, sonst mache ich mir Sorgen.“ 
Zum Glück musste ich mir keine Sorgen um unsere lebhaften Kinder machen. Schon eher um die Fahrkünste und Straßenverhältnisse der Südosteuropäer. Und so bin ich nach knapp sieben Monaten erleichtert, wenn wir alle wieder gesund und munter zuhause ankommen. 
Was ich von unserer Reise mit in den Alltag nehmen möchte? Am treffendsten ist wohl das Motto, das schon seit unserem Wales-Urlaub im Wohnwagen prangt: „Keep calm and carry on!“

Mir hat die Reise noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, wie gut es uns sowohl unterwegs aber natürlich auch zu Hause in Klein-Winternheim geht und wie dankbar wir dafür sein können. In nahezu allen bereisten Ländern haben uns die Familien für unsere reiche Kinderschar beneidet und davon berichtet, dass sie sich in ihrer Situation selten mehr als zwei Kinder leisten können und sich viele Paare aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Familie entscheiden (Eine ältere Spanierin hat sich tränenreich als Au-Pair-Oma angeboten, da sie keine eigenen Enkel bekommen wird und sie schauen muss, wie sie ihre Rente aufbessert).

Außerdem haben mir die Reisemonate gezeigt, wie wenig man im Alltag tatsächlich benötigt. Alles, was wir brauchten, passte in unseren geliebten Wohnwagen und insgesamt hatten wir sogar noch mehr dabei, als von Nöten gewesen wäre.

Aus unserem manchmal eher schüchternen und zurückhaltenden Linus ist ein selbstbewusster, sehr selbstständiger und vor allem verantwortungsbewusster großer Junge geworden. Er hat sich stets an der Planung, Organisation und Durchführung unserer Reiseroute beteiligt und viele gute Ideen mit eingebracht. Er zeigte sich offen und aufgeschlossen gegenüber anderen Jugendlichen und überwand problemlos jede Sprachbarriere. Was ein Glück, dass Kinder und Jugendliche überall auf der Welt seine Leidenschaft für Fußball teilen, bot sich somit doch stets ein erster Anknüpfungspunkt.
Auch Janne ist während unserer Reise gereift und gewachsen (ja, dünn geworden ist er auch - und das, obwohl er von allen am meisten isst!). Besonders schön war zu sehen, wie gut sich unsere beiden Ältesten miteinander verstehen, wieviel Gemeinsamkeiten sie teilen und wieviel Spaß sie miteinander haben können. Von Jannes offener Art, seiner Hilfsbereitschaft und seinem Verantwortungsbewusstsein profitierten nicht nur sämtliche Geschwister, sondern auch wir Eltern an vielen Tagen und in vielen Situationen. 
Unser kleiner Mattis ist nun kein kleiner Mattis mehr, sondern ein großer Mattis. Er hat auf unserer Reise großen sportlichen Ehrgeiz entwickelt und war in der glücklichen Situation, stets die Wahl zu haben, ob er lieber mit den großen oder den kleinen Geschwistern spielt. Erstaunlicherweise ist aber ausgerechnet unser freiheitsliebender Naturbursche derjenige, der sich am meisten auf zu Hause freut - das ein oder andere Mal hat ihm ein Rückzugsort und etwas mehr Ruhe am ehesten gefehlt.
Frida ist zu Beginn der Reise aus ihrer Windel gewachsen. Sie hat über die Monate hinweg am Meer und vor allem in den Pools schwimmen gelernt und hat sich stets kontaktfreudig gegenüber unseren ständig wechselnden Nachbarn gezeigt. Dabei hat sie sich gerne in anderen Sprachen ausprobiert, am liebsten auf „niederenglisch“. Obwohl sie sich am Ende unseres Abenteuers ein bisschen Urlaub von der Reise gewünscht hat (was wir ihr in den letzten Tagen in Südfrankreich gerne ermöglicht haben), möchte sie anschließend gerne weiter reisen, an all die schönen Orte, an denen sie bisher noch nicht war.
Lotta ist während unsere Reise vom Baby zum Kleinkind geworden. Sie hat sprechen und laufen gelernt, essen und rutschen. Und das Beste daran war, dass alle Familienmitglieder ihre Entwicklungsschritte begleiten, bestaunen und sich mit ihr freuen konnten.

Denn - wer hätte es zu Beginn der Reise gedacht - abgesehen von Stadionbesuchen und Joggingeinheiten, haben wir die letzten sieben Monate immer und ausschließlich gemeinsam verbracht. Unser größter Wunsch ist es, dass dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, vor allem unter den Geschwistern, und die gewachsene Einheit trotz unterschiedlicher Wege im Alltag Bestand haben.


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Kommentare: 8
  • #1

    Oma Inge (Freitag, 05 Oktober 2018 08:23)

    Danke, dass wir euch auf eurer Reise begleiten durften. Was haben wir uns über die tollen Berichte und Bilder gefreut. Euer Reiseblog einfach fantastisch.
    Zum Abschluß eurer Reise viel Spaß in Paris und auf dem Eiffelturm



  • #2

    Steffi und Co (Freitag, 05 Oktober 2018 19:20)

    Hi ihr Lieben
    Die Tage sind gezählt und alle freuen sich wenn sie euch wieder haben.Es war sehr schön eure Reise zu verfolgen. Die Bilder waren echt suuuuper.Schade das es zu Ende ist aber vielleicht bekommen wir von KW auch so tolle Berichte:) und Bilder:) Wünsche euch noch ein tolles Wochenende in Paris und gute Heimfahrt. Passt noch schön auf euch auf.

  • #3

    Judith (Freitag, 05 Oktober 2018 20:11)

    Danke,dass ich an eurem Abenteuer teilhaben durfte....und nun eine tolle Zeit in Paris.Ich hoffe ihr seht den tollen Fußball Künstler an der Sacre Coer.....der Eifelturm wird wahrscheinlich an seinem Platz auf euch warten.:)Kommt gut nach Hause!
    Bis bald
    Judith

  • #4

    Christine (Samstag, 06 Oktober 2018 22:40)

    Oh, das ist so schön geschrieben.❤️
    Wir freuen uns wahnsinnig auf euch.
    Bis ganz bald

  • #5

    Oma Ela (Sonntag, 07 Oktober 2018 09:52)

    Ja nicht nur die Haare sind gewachsen sondern auch euer Bewusstsein für all die schönen Dinge des Lebens ,der Familie, anderen Ländern und Menschen. Es war sicher eine sehr schöne und prägende Zeit. Nehmt all diese Erfahrung mit in euren jetzt bevorstehenden Alltag und bewahrt sie in euren Herzen. Denn jedes Ende ist auch ein Neuanfang. Und um es mit den Worten von Hermann Hesse zu sagen "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und uns durchs Leben trägt ....“ wir freuen uns auf EUCH ♥️

  • #6

    Tanja (Sonntag, 07 Oktober 2018 21:28)

    Liebe Susanne,
    vielen Dank, dass wir eure Reise verfolgen durften.

    Ich habe eure Berichte immer sehr gerne gelesen und Louis und Titus erzählt, wo ihr euch gerade so aufhaltet und was ihr alles so erlebt.

    Euer Rückblick ist wunderschön geschrieben und es ist einfach klasse, dass ihr euch auf dieses wundervolle Abenteuer eingelassen habt. Diese Zeit wird euch ganz sicher ewig in Erinnerung bleiben und wie ihr selbst bereits erkannt habt, seid ihr alle daran gewachsen und vermutlich auch teilweise jeder für sich über sich hinaus gewachsen � - jeder auf seine ganz individuelle Art und Weise und natürlich auch ihr als Familie.

    Ihr seid toll - weiter so! Kommt gut nach Hause.

    Ganz liebe Grüße von uns allen

  • #7

    Kathrin (Sonntag, 07 Oktober 2018)

    Wie wunderschön eure Worte und Ideen für den Reiserückblick und Abschied sind... Ich bin total gerührt und es war eine Bereicherung für mich, eure Reise auf diese Weise begleiten zu dürfen. Vielen Dank. Ich bewundere euch für euren Mut und Tatendrang. Ganz liebe Grüße, noch viel Spaß in Paris, gute Heimreise und hoffentlich bis bald, Kathrin

  • #8

    Opa Georg (Schorsch) (Sonntag, 21 April 2019 19:46)

    Opa Georg (Respekt, das habt Ihr wunderbar realisiert)!!!!